Region: Ostsee → Mecklenburg-Vorpommern → Fischland-Darß-Zingst → Ostseebad Wustrow
Der Kirchenhügel, auf dem die heutige Kirche steht, wurde in slawischer Zeit als Burgwall aufgeschüttet. Eine Ursprungssage erzählt von der Schöpfung des Kirchhügels. Sie berichtet vom Riesen, dem Gott Swantewit, der ihn mithilfe eines Schimmels in einer Nacht zusammengetragen haben soll. Untersuchungen des Erdreichs ergaben aber, dass dieser Hügel künstlich aufgeschüttet wurde. Bodenproben bestätigen, dass die Erdmassen nicht aus der näheren Umgebung stammen. Hier, auf dem Kirchhügel, soll der prachtvolle hölzerne Tempel des viergesichtigen Gottes Svantevit gestanden haben. Jedoch, im Zuge der Christianisierung wurden die Heidnischen Tempel zerstört und auf derselben Stelle Holzkirchen errichtet. So wird es auch in Wustrow gewesen sein.
Gewiss ist, dass auf dem Kirchhügel etwa 600 Jahre lang eine Steinkirche stand. Diese wurde, da baufällig geworden, 1869 abgerissen. Im selben Jahr begann man mit dem Neubau der heutigen Kirche, welche am 14. September 1873 eingeweiht wurde. Hier befindet sich eine Abbildung von der ca. 600 Jahre alten Vorgängerkirche. Die Fischlandkirche trägt Merkmale des neugotischen Baustils. Der Grundriss ist kreuzförmig.
Bis 1830 war der Friedhof noch, wie vielerorts, neben der Kirche. Danach entstand ein neuer Friedhof am Nordrand des Dorfes.
Fischerei und Schifffahrt bestimmten das Leben auf dem Fischland. So zeigt z. B. das Altarbild die Rettung des sinkenden Petrus. Aber nicht nur dies spiegelt die enge Verbundenheit der Fischländer zu Heimat und Kirche wider, sondern auch die gestifteten Modellschiffe.
Das Schiff über der Nordempore „Deo Gloria“ – Zur Ehre Gottes – mit der Jahreszahl 1860 baute Kapitän Saeger. Das Schiff über der Südempore „Christiana“ baute der Dierhäger Fischer Emil Otto (†1970). Das um 1855 gebaute Klipperschiff „Hoffnung“ wurde von der alten Feldsteinkirche in die heutige Kirche übernommen.
In der Bogenwand zwischen Altarraum und Kirchenschiff ist eine Rosette mit dem Christusmonogramm zu sehen. An den Seiten der Bogenwand befinden sich zwei Ölgemälde mit Abbildungen von Philipp Melanchton (links) und Martin Luther (rechts), die einige Jahrzehnte älter als die Kirche sind.
Einige Jahrhunderte älter ist die Tauffünte aus dem 14. Jahrhundert. Sie wurde von einem Meister in Gotland (Schweden) aus Kalkstein gehauen, verziert mit Lilien. Ihre breite, mit Rosetten versehene Rinne lässt vermuten, dass sie ursprünglich mit einem eisernen Deckel verschlossen wurde. Die Größe der Fünte erklärt sich aus der Praxis Mittelalters, Kinder dreimal vollständig unter Wasser zu tauchen.
Auf der Nordempore, eine Leihgabe des Fördervereins – ein Bild der bekannten Malerin Hedwig Woermann, das Wustrower Kinder am Heiligen Abend beim Krippenspiel zeigt.
1971 erhielt die Wustrower Kirche eine neue Orgel, gebaut von der Firma Jehmlich (Dresden). Die Orgel verfügt über zwei Manuale und ein Pedal. In den dreizehn Registern stehen 986 Pfeifen. Kommen Sie einfach vorbei, zu unseren zahlreichen Konzerten und Abendmusiken!
Im
Turm hängen heute drei Glocken.
1917 wurden zwei der drei mittelalterlichen
Glocken für Kriegszwecke eingeschmolzen. Die Glocken wurden zerschlagen,
damit sie leichter nach unten transportiert werden konnten. Auch die
Prospektpfeifen der Orgel und der Blitzableiter wurden zu
Munitionszwecken eingezogen. Im Sommer 1928 schenkte das Ehepaar
Bernhard der Kirche zwei neue Glocken, zur Erinnerung an ihren einzigen
Sohn, der im Ersten Weltkrieg gefallen war. Diese wurden bei Ohlsson in
Lübeck gegossen. Eine dieser beiden Glocken und die letzte
mitteralterliche Glocke wurden im Zweiten Weltkrieg eingeschmolzen. Nach
dem Krieg wurde für neue Glocken gesammelt, die 1957 bei Schilling in
Apolda als Stahlgussglocken gefertigt wurden. Eine mitteralterliche
Gerichtsglocke, über der Galerie angebracht, läutet seit 1977 als
Stundenglocke.
Als Stifter der Glocken, wurden bei der Beerdigung des Obergärtners Bernhard (†21. Oktober 1929), zum ersten Mal für einen Wustrower die Glocken geläutet. Das Ehepaar Bernhard stiftete nicht nur die Glocken, durch sie erhielt die Kirche elektrisches Licht. Nachdem Wustrow und Althagen 1922 mit elektrischem Licht versehen wurden, konnte die Kirche am Hl. Abend vor Weihnachten 1929 zuerst ganz elektrisch erleuchtet werden.
Den Wustrower Kirchturm einmal zu besteigen ist sehr zu empfehlen, denn haben Sie den in 18 Meter Höhe befindlichen Rundgang am Turm erst
einmal erklommen, werden Sie für die kleine Anstrengung belohnt. Vom
Turmumgang bietet sich eine wunderschöne Aussicht über das Ostseebad Wustrow, die
Ostsee und den Saaler Bodden.
Fischländer Kirche
Zuständiges Pfarramt:
18347 Ostseebad Wustrow
Öffnungszeiten:
April - Juni:
Mo bis Sa: 11.00 - 17.00 Uhr,
So 11.30 - 17.00 Uhr Turmbesteigung
Juli - September:
Di bis Sa: 11.00 - 15.00 Uhr offene Kirche und Turm
Oktober/November:
Di bis Sa 11.00 - 16.00 Uhr Turmbesteigung
Dezember:
Di bis So 11.00 - 16.00 Uhr Turmbesteigung
Gottesdienst:
sonntags 10:15 Uhr Gottesdienst
Die Öffnungszeiten können sich kurzfristig ändern.
Der Turm bleibt bei Sturm und Regen geschlossen.
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