Fotos: Manfred Sawizki aus Wustrow
und das nächste Tonnenabschlagen ist am:
Upps, noch kein Termin für Juli?
Jedes Jahr, stets am 2. Sonntag im Juli, treffen sich Wustrower Tonnenbrüder und Tonnenschwestern zum Tonnenabschlagen. An diesem Sonntag, bereits ein ganzes Jahr erwartet, liegt über dem Ort eine knisternde Spannung. In weißen Hemden, mit schwarzen Krawatten, schwarzen Reithosen sowie schwarzen Reitstiefeln werden festlich gekleidete Männer, seit wenigen Jahren aber auch wieder Frauen, am Nachmittag um Königswürden reiten und - eine hölzerne Tonne zerschlagen.
Die Tonnenschwestern, oftmals die Ehefrauen der Reiter, haben schon am Sonnabend Girlanden sowie eine Eichenlaubkrone für die Holztonne gebunden. Aber heute, wo die Männer die mit kleinen Blumensträußchen geschmückten Schiffermützen aufsetzen und auf ihre ebenfalls geschmückten Pferde steigen, sind sie genauso aufgeregt wie die Tonnenreiter. Wer wird am späten Nachmittag den Festplatz mit einer Königswürde für ein Jahr verlassen können - dies ist seit Wochen das Gesprächsthema Nummer 1 in Wustrow.
Während des, in
Begleitung einer Musikkapelle durch den ganzen Ort führenden Ummarsches,
findet man sich bei den Jubilaren ein. Eine runde Zahl an Jahren der
Mitgliedschaft im Tonnenbund garantiert ihnen diesen Ehrenbesuch.
Boden - und Stäbenkönig befinden sich im Tross. Ihre separate Abholung ist nicht vorgesehen.
Der Tonnenkönig dagegen erwartet vor seinem Gehöft die Tonnenbrüder, Offizielle und Gäste und bittet nach kurzer Ansprache zum Königsessen, das traditionell von ihm ausgerichtet wird.
Nach dem Satteln der Pferde, etwa gegen 13.00 Uhr, erfolgt das Anreiten. Alle Reiter sammeln sich auf dem Gelände eines ehemaligen Bauernhofes.
Hoch zu Ross, mit Musik, der mit Grün und bunten Bändern geschmückten Holztonne und sicherlich viel Spannung geht es durch den Ort zum Festplatz, dem Westerfeld.
Nachdem die Reepleine mit der an ihr befestigten Tonne in die Höhe gezogen wurde, prüft natürlich der Vorreiter die richtige Hängung. Für die Haltbarkeit sorgt ein durch Deckel und Holzkreuz geführter Stropp.
Früher, zu alten Zeiten, wurden in diese Tonne 3 Katzen gesperrt, die nach dem Aufschlagen der Tonne verängstigt das Weite suchten. So wurde mit den Katzen das "Böse" aus dem Dorf getragen. Heutzutage ist die Tonne leer.
Viele Zuschauer sind gekommen. Nun geht es auf dem Westerfeld los. Geritten wird wechselseitig. Dem Hauptmann der Tonnenbrüder folgen die noch amtierenden Könige. Die weitere Reihenfolge wurde nach dem Königsessen genau festgelegt, jedoch finden die Jahre der Mitgliedschaft im Tonnenbund durchaus Berücksichtigung.
Manche Schläge mit den Tonnenknüppeln klingen noch recht verhalten - Ross und Reiter müssen sich an die Situation erst noch gewöhnen. Später wird mit Vehemenz geschlagen, dumpf hallen die Schläge über den Festplatz.
Sobald das letzte Stückchen des Bodens fällt, steht der Bodenkönig fest. Er bekommt vom Vorgänger die Schärpe, einen Tusch und ein Geschenk. Pferde und Reiter haben jetzt eine kurze Pause. Der Bodenkönig darf zwar weiter mitreiten, aber nicht mehr schlagen. Stäbenkönig kann nun der Tonnenreiter werden, dem es gelingt, das letzte Stück der Stäben (Dauben) abzuschlagen. Auch er darf danach nur noch mitreiten. Tusch, Schärpe, Geschenk, Pause auch hier. Danach beginnt die "saure" Arbeit.
Der Tonnendeckel, versteift durch ein vorher nicht sichtbares Holzkreuz, kann den Reitern sehr viel Schweiß und Mühe kosten. Es wird erzählt, dass ein Bauer das Reiten am Abend unterbrach, um schnell die Kuh zu melken, bevor sich dann endlich das letzte Holzstückchen löste. Der leere Stropp bleibt zurück. Wustrow hat einen neuen Tonnenkönig. Der Jubel kennt keine Grenzen! Die Musik spielt auf, dann folgt das uns bekannte Ritual. Der alte Tonnenkönig überreicht seinem Nachfolger die mit vielen Silberorden geschmückte Königsschärpe. Zum Abschluss bedankt sich der Vorreiter im Namen aller Mitstreiter bei den Zuschauern. Abends gibts den Tonnenball, am Montag als Abschluss das sogenannte "Resteessen". Danach beginnt für die Tonnenbrüder das Warten, das Warten auf den zweiten Sonntag im Juli des nächsten Jahres.
Die Schärpe des Tonnenkönigs
Der
neue Tonnenkönig hat ein Jahr Zeit, sich durch seinen Orden auf dieser
Schärpe zu verewigen. Die Anfertigung des Ordens bleibt ihm überlassen.
So hat er selbst die Gelegenheit, seinen Platz in der Geschichte des
Wustrower Tonnenbundes zu gestalten.
Die Tonnenkönige, Stäbenkönige, Bodenkönige und deren Orden von 1950 bis in die heutige Zeit.
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