Region: Ostsee → Mecklenburg-Vorpommern → Fischland-Darß-Zingst → im Urlaub in Wieck a. Darß
und das nächste Tonnenabschlagen ist am:
Upps, noch kein Termin im Juni?
Tonnenabschlagen in Wieck a. Darß – junge, unverheiratete Burschen in grauen Kitteln bestimmten das Bild des
damaligen Tonnenabschlagens auf dem Darß. Mit den Schmuckbändern der
jungen Mädchen schmückten sie wohl damals ihre Pferde. Stolz waren die
holden Schönheiten, wenn sie ein inniger Blick der teilnehmenden Reiter
traf. Wer König wurde, suchte sich dann auch seine Königin aus, zumindest
für diese Nacht. So oder ähnlich mag es vor über 200 Jahren abgelaufen sein.
In den skandinavischen Ländern lässt sich dieser Volksbrauch noch viel weiter zurück verfolgen – bis auf das Jahr 1520. Gehörte der Darß doch bis 1815 zu Schweden und die recht rege Seefahrerei zu diesem Zeitpunkt hier in Wieck betrachtet, so ist es gar nicht abwegig, unser in 2007 gefeiertes 200-jähriges Jubiläum. Immerhin ist Wieck nachweislich der Ort auf dem Darß, welcher am größten und am weitesten entwickelt und wohl auch am wohlhabendsten gewesen sein muss. Vergleichsweise standen 1867 in Wieck 1070 Taler Einnahmen zu Buche. Dies waren mit Abstand die Höchsten in den Darßdörfern, einschließlich Zingst. Mit zwei Fährstellen war die Verbindung zum Festland zwischen dem Darß und dem Rest der Welt gegeben. Waren, Post, Personen und Informationen kamen so in die Orte des Darßes. Ob nun im damaligen Ortsteil Jagdhaus oder gar Bliesenrade der Volksbrauch stattfand, lässt sich nicht sagen.
Eine Annonce aus dem Jahre 1868, wo Hofbesitzer und Kapitäne in Wieck zu Tonnenabschlagen und Ball einladen, weist schon sehr früh auf diesen Brauch in Wieck hin. Damals fand das Tonnenabschlagen noch im Februar statt.
Vor dem Krieg fand das Tonnenabschlagen in der Kielstraße und in der Bauernreihe statt. Der 2. Weltkrieg und die darauffolgende Not ließen diesen alten Brauch lange Jahre ruhen.
1951 wurde Friedrich Züge als Hauptmann ernannt und dieser schöne Volksbrauch wurde bis 1966 zur Freude der Wiecker und ihrer Gäste wieder durchgeführt. Dabei werden sich besonders unsere Veteranen des Tonnenbundes erinnern, wie schwer es schon mitunter gewesen sein dürfte, die Tonnenbrüder zu bewirten, wenn man gar König wurde.
Nach 20-jähriger Unterbrechung wurde 1986 der Tonnenbund mit damals 42 Mitgliedern erneut ins Leben gerufen. Nun schreiben wir auch immerhin schon über 27 Jahre Geschichte im Leben dieses schönen Volksbrauches mit. Jedes Jahr im Juni, wenn das Tonnenabschlagen in Wieck naht, entwickeln sich eine ganze Reihe von Aktivitäten im Ort. Unser Ort gestaltet sich schöner und bunter. Wollen wir doch alle gute Gastgeber für die zahlreichen Gäste sein.
Es beginnt um 7 Uhr mit dem Wecken der Könige. Mit Pferdewagen und Wiecker Blaskapelle geht es vor das Haus des Tonnen-, Stäben-, und Bodenkönigs und es wird so lange Rabats gemacht, bis er wach ist und sich zeigt.
Gegen 12 Uhr ist der Festplatz hergerichtet. Für Speis und
Trank ist gesorgt. Jedes Jahr wieder heiß begehrt - die selbstgebackenen
Kuchen der Wiecker Frauen.
Nach und nach finden sich die Tonnenbrüder,
Tonnenschwestern und Gäste auf dem Festplatz ein. Für die
Tonnenbundmitglieder gilt das Wort des Hauptmannes – er hat das Sagen.
Und so gibt er das Kommando zum Anreiten. Das heißt, jetzt beginnt der
Ummarsch durch das geschmückte Dorf, bei dem die Könige des letzten
Jahres abgeholt werden. Auch an die Veteranen ist gedacht, sie begleiten
den Ummarsch mit einem für sie hergerichteten Pferdewagen. Der Weg
führt zuerst zum Haus des Bodenkönigs, weiter geht es zu dem des
Stäbenkönigs. Diese bewirten den Zug fürstlich mit Getränken und
Häppchen. Danach werden die Tonnen für das Tonnenabschlagen der
Erwachsenen zu Pferd und das Kindertonnenabschlagen zu Fuß beim Wiecker
Tonnenbauer Ronny Neumann abgeholt. Zuletzt wird beim Tonnenkönig
eingekehrt. Auch er sorgt für Leib und Wohl seiner Gäste. Danach bewegt
sich der Zug wieder zur Festwiese, wo die Tonne aufgehängt wird.
Gegen 15 Uhr beginnt das Tonnenabschlagen. Die Tonnenbrüder und
Tonnenschwestern reiten unter der geschmüchten, präparierten Tonne durch
und versuchen sie mit einem Knüppel zu zerschlagen. Dabei kann schon
mal der Knüppel zu Bruch gehen. Derjenige, der das letzte Stück vom
Boden der Tonne abschlägt ist Bodenkönig – Stäbenkönig, der die letzte
Stäbe erwischt und der Tonnenkönig, der das letzte Stück Holz vom Haken
holt. Wer zuerst vom Pferd fällt, ist Sandkönig. Jeder neue König wird
geehrt und muss eine Runde für seine Tonnenbrüder- und schwestern
ausgeben.
Zeitgleich findet das Kindertonnenabschlagen statt. Dabei
können auch Kinder anderenorts teilnehmen. Die Kinderkönige dürfen zum
Schluss eine Ehrenrund zu Pferde mit den neuen Tonnenkönigen drehen und
erhalten, wie die Großen, Preise.
Um 20 Uhr findet im Festzelt der traditionelle Reiterball statt. Eine gute Gelegenheit, auch für die Gäste, mal wieder das Tanzbein zu schwingen und Spaß zu haben.
Und wer war in welchem Jahr Tonnenkönig, Stäbenkönig, Bodenkönig oder Sandkönig?
Die Könige und deren Orden von 1986 bis in die heutige Zeit.
Übrigens wurde auf Vorschlag der damaligen Wiecker Tonnenbrüder 1927 in Prerow das Bezirkstonnenabschlagen aus der Taufe gehoben. Und auch wir Wiecker verbuchen Bezirkskönige. Unsere Irmi Petereit war die erste Frau, die am Bezirkstonnenabschlagen teilnahm.
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