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Region: OstseeMecklenburg-VorpommernFischland-Darß-Zingst Ostseebad Wustrow

Nebelstation Wustrow

Der einzige deutsche Leuchtturm, der Schiffen sowohl auf der Ostsee als auch auf dem Bodden zur Orientierung diente ...

... und der einzige Leuchtturm des Landes Mecklenburg-Vorpommern, der ursprünglich nur als Nebelsignalstation gebaut wurde.

Die Nebelstation wurde zurückgebaut. Sie befand sich am Deich südlich des Ostseebades Wustrow.

Nebelstation Wustrow (2017) / Deich nach dem RückbauNebelstation Wustrow (2017) / Deich nach dem Rückbau
Nebelstation Wustrow (2017) / Deich nach dem Rückbau

Quelle - Text: H.-J. Luttermann, Rostock

Die Nebelstation Wustrow hatte einen ungewöhnlichen Standort. Wohl niemand hat bei der Grundsteinlegung 1910 vermutet, dass ein Jahrhundert später unterschiedliche Sichtweisen auf Gefahren für eben diesen Standort zu einer eventuellen Umsetzung des Leuchtfeuers führen werden.

Die Bedrohung für den Küstenschutz um Wustrow basiert auf folgender Annahme.
Da die Nebelstation im Dünenbereich liegt, kann sie bei extremem Hochwasser in ihren unteren Bereichen überflutet werden. Es sind Verwirbelungen zu befürchten, die eine Unterspülung des Deichfußes zur Folge haben. Glücklicherweise ist dieser Extremfall in der fast hundertjährigen Geschichte des Leuchtturms bisher nie eingetreten.
Mit 12 m über NN hat das Leuchtfeuer eine Reichweite von nur 16 Seemeilen. Dennoch sollte man den Nutzen und die Bedeutung der einstigen Nebelstation Wustrow nicht gering schätzen.

Dazu einige Fakten. Im Jahre 1897 schon wurde eine Signalanlage bei Wustrow am Fischland dringend notwendig, da die Schiffsstrandungen zunahmen. So liefen innerhalb von nur 10 Tagen drei Dampfschiffe auf Grund. Als dann im Jahre 1908 dem schwedischen Dampfer »Koster« ein gleiches Schicksal ereilte, wurde ein Warnsystem unerlässlich. 1910 geschah ein weiteres Unglück dieser Art. Der Hamburger Gaffelschoner »Sturmvogel 1« strandete vor der Steilküste Althagens. Noch in diesem Jahr bestätigte dann endlich das damalige Großherzogliche Ministerium des Innern zu Schwerin die Errichtung einer mit Dampf betriebenen Nebelhornanlage. Ihre Sirenentöne waren bis zu 5/6 Seemeilen weit hörbar. Eine zusätzliche Warnung erzielte eine Heultonne, die etwa 1 ¾ bis 2 Seemeilen querab der Nebelstation auf 12 m Wassertiefe lag. Mit der Meinung, dass das Seegebiet vor Wustrow innerhalb der Lichtkreise der Leuchttürme von Warnemünde und vom Darßer Ort liegen würde, glaubten die Planer der Nebelstation, genügend Orientierungspunkte in diesem Teil der Ostsee zu haben. Hier, südwestlich von Wustrow, installierte man 1911 lediglich eine kupferne Küsten-Leuchtfeuer-Laterne am Schornstein des Maschinenhauses. Ihrer Befeuerung diente ein Spiritus-Glühlicht. Und mit einer Aufziehvorrichtung erhielt man ihre gewünschte Höhe.

Bis 1922 wurde das Nebelsignal vornehmlich mittels Dampfbetrieb erzeugt. Mit der Elektrifizierung von Wustrow tat sich die Möglichkeit auf, eine elektrische Kraftstrom- und Lichtanlage in das Leuchtfeuer einzubauen.
Der wohl bedeutendste Umbau des Leuchtfeuers wurde von August bis November 1933 ausgeführt. An der Nordecke des Gebäudes errichtete man einen 10 m hohen viereckigen Turm mit zwei Galerien. Das neue Leuchtfeuer war eine runde weiße Laterne mit einem roten Kegeldach (rot- wie die Farbe des Turmes). Es gab eine zusätzliche Energiequelle aus Flüssiggas, die bei Stromausfall benutzt werden konnte. Die alte Aufziehlaterne hatte ausgedient. In jenem Jahr erhielt das Wustrower Leuchtfeuer seine Kennung, die auch heute noch Gültigkeit hat.

Zu einem umfassenden Überblick über die Geschichte der Wustrower Nebelhornanlage gehört auch das Jahr 1952. Bis dahin waren auch die Leuchtfeuerstationen, einschließlich Wustrow, der Generaldirektion Schifffahrt des Verkehrsministeriums der DDR unterstellt. In diesem Jahr wurden die Seezeichen dem mit Wirkung vom 01.01.1950 gebildeten Seehydrographischen Dienst (SHD) der DDR unterstellt. Dieser war wiederum durch Regierungsbeschluss der DDR dem Ministerium des Innern, Hauptverwaltung Seepolizei, zugeordnet. Erst nach der 1956 gebildeten Nationalen Volksarmee wurde diese durch eine von der Regierung der DDR bestätigten Satzung staatlich und international rechtlich eigenständige Institution aus verwaltungstechnischen und finanziellen Gründen der Nationalen Volksarmee der DDR zugeordnet. Die Bedienung der Leuchtfeuer- und Nebelsignalstation Wustrow erfolgte nun durch Leuchtfeuermaschinisten (1911 noch mit der Berufsbezeichnung Leuchtfeuerwärter, da es einen Leuchtturmwärter nur im Volksmund gab!), die damit den Status von Zivilangestellten der Nationalen Volksarmee hatten.

Im Laufe der Jahrzehnte erhielt das Luftnebelsignal mehrmals Veränderungen, so auch 1965. Seitdem gab es außerdem eine Schallwand, die etwa 250 m westlich der Station an einer Gitterbake errichtet wurde. Bei schlechter Sicht ging von ihr die Kennung als Morsebuchstabe „O“ aus.
Eine Sichtweitenmessanlage, installiert 1972, bewirkte, dass das Leuchtfeuer und das Nebelsignal automatisch ihren täglichen Betrieb aufnehmen konnten.
1978 ging dann auch in Wustrow die Zeit der Leuchtfeuermaschinisten zu Ende. Die „Nebelstation“ wird ferngesteuert. Sie gehört seit 1990 zum Wasser- und Schifffahrtsamt Stralsund.

Familiennamen wie zum Beispiel Winter, als erster offizieller Leuchtfeuerwärter Wustrows, Beu, Uplegger oder Langhoff sind mit dem Wustrower Leuchtfeuer verbunden. Sie wohnten im gleichzeitig mit der Nebelsignalstation 1911 gebauten1. Leuchtfeuerwärterhaus sowie auch im von 1938/40 errichteten 2. Leuchtfeuerwärterhaus zu dem jeweils Stallungen gehörten. Für die Vertretung wurde viele Jahre ein unterwiesener und geprüfter Einwohner Wustrows verpflichtet - eine aus Kostengründen auch bei anderen Leuchtfeuern übliche Verfahrensweise.

Auf eine weltweite Empfehlung des Internationalen Seezeichenverbandes endete im Juli 1987 auch die Zeit des Luftnebelsignals beim Ostseebad Wustrow. Danach hatte lediglich das Leuchtfeuer noch Bedeutung für die Schifffahrt.
Die beiden Wohnhauskomplexe sind vom „Bund“ verkauft worden und damit in privater Hand.
Ein Denkmalschutzstatus erhielt die ehemalige Nebelsignalstation Wustrow trotz gründlicher Überlegungen der zuständigen Landesregierung von Mecklenburg-Vorpommern nicht.

Am 01. April 2014 erlosch das Signalfeuer, welches über 100 Jahre den Seeleuten als Orientierungspunkt diente. Die Laterne wurde demontiert und beim Wasser- und Schifffahrtsamt Stralsund eingelagert. Der Turm wurde zurückgebaut.

Die alte Nebelstation wurde durch ein schlichtes Leuchtfeuer ersetzt, welches an der Wustrower Seebrücke angebracht wurde.

Am Strandaufgang 13, dort wo einst die Nebelstation stand, stehen heute vor dem Deich zwei Schautafeln, die über die Geschichte des ehemaligen Wustrower Leuchtfeuers informieren.

Archivbilder von der Wustrower Nebelstation

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Ehemalige Nebelstation Wustrow

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