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Ostseebad Wustrow
Geläutet und gedankt

Beitrag: Brigitte Hildisch in Zusammenarbeit mit der Vereinigung der Kapitäne und Schiffsführer des Fischlandes

Wustrower Kirchenbücher geben Auskunft über das Schicksal einheimischer Seefahrer. Die Aufzeichnungen in den Sterberegistern lassen sich bis in das 18. Jahrhundert zurückverfolgen. Es wird angenommen, dass in der Wustrower Kirche wohl über 500 mal "geläutet und gedankt" wurde. Man läutete die Glocken für jene Seefahrer, die ihre letzte Ruhestätte im Meer gefunden hatten. Und auch für die vielen Seeleute, die in unmittelbarer Nähe zu einer Küste starben. Sie brachte man in den nächstgelegenen Hafen - irgendwo auf der Welt. Die Nachrichten vom Tode der Seeleute erreichten die Wustrower Familien erst Wochen oder Monate später.

Wirft man nun einen Blick in diese Aufzeichnungen, erfährt man etwas über die häufigsten Todesursachen. Cholera, Ruhr, Malaria, Gelbfieber und Schwindsucht wurden wiederholt genannt. Aber auch ein Sturz aus den Masten oder meterhohe Wellen, die sich über Bord ergossen, brachten des öfteren den Tod. Manch ein Seemann starb in Gefangenschaft. Worte des Dankes waren angebracht und spendeten auch Trost.

Der Brauch des Läutens und Dankens hat seinen Ursprung zum Ende des 18. Jahrhunderts. Er brachte zusätzliche Einkünfte für die Kirche. So stellte 1788 der damalige Wustrower Pfarrer Paul Chrysander ein Verzeichnis über die Pfarreinkünfte des Jahres zusammen. In der Rubrik "Geläutet und Gedankt" kann man Folgendes nachlesen: Für einen Schiffer, der auf See starb, bekam die Kirche 12 ß (Schilling), ebenso der Prediger. Las der Pastor außerdem die Personalien des Verstorbenen vor und sagte ihm obendrein noch Dank, erhielt er sogar 1 Gulden. Endete das Zeremoniell gar mit dem Singen eines Sterbeliedes, gab es zusätzliche 8 ß für den Prediger und 4 ß für den Küster.

Sicher war dieser kirchliche Brauch für die betroffene Familie Zuspruch und Anteilnahme in ihrer Trauer.

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