Fotos: Tonnenbund Prerow
Das Tonnenfest ist ein alter Brauch, bei dem sich Reiter im Galopp und mit einem Knüppel in der Hand einen spannenden Wettstreit liefern. Seit Jahrhunderten wird diese Tradition, dessen Ursprung bis heute nicht eindeutig geklärt ist, in allen Orten auf Fischland-Darß durchgeführt und in Ehren gehalten.
Am Vortag des besagten Festes wird auf einer Wiese des Ortes die Reitbahn aufgebaut und reich geschmückt. So entsteht dank vieler fleißigen Helfer in kurzer Zeit ein ansehnlicher Festplatz. Am Morgen des ereignisreichen Tages bewegt sich eine kleine Gruppe von Reitern, gefolgt von einem Musikwagen, durch den Ort und vollzieht das sogenannte Königswecken.
Mittags sammeln sich dann annähernd 30 Tonnenreiter auf dem Festplatz. Nach kurzer Begrüßung durch den Hauptmann beginnt der große Umzug in das Dorf. Die herausgeputzten und mit Blumengewinden verzierten Pferde sind dabei nicht weniger aufgeregt als ihre Reiter. Es folgen mehrere Kutschen, auf denen sich die Veteranen, die Ehrengäste und die Musikkapelle befinden. Die drei Würdenträger des Vorjahres werden von ihrem Hause abgeholt. Beginnend beim amtierenden Bodenkönig, folgt nun das überaus reichliche Bewirten aller Gäste. Nach über zwei Stunden wird dann die mit Eichenlaub geschmückte Heringstonne abgeholt und unter Begleitung von Prerower Kindern auf einem Kutschwagen mitgeführt.
und das nächste Bezirkstonnenfest ist am:
Upps, noch kein Termin für Juli?
Der Umzug endet wieder auf dem Platz, wo sich stets eine große Menge Zuschauer versammelt. Angeführt von den Fahnenreitern und dem Hauptmann nehmen die Könige, deren Begleiter sowie der restliche Zug in der Reitbahn Aufstellung. Das Anbringen des Streitobjektes ist ein feierlicher Moment. Ist die Tonne hochgezogen, folgt der dreimalige Schlachtruf: "Gut Schlag", wobei alle Teilnehmer ihren hölzernen Tonnenknüppel weit nach oben halten. Nun beginnt der Wettstreit um die neuen Königswürden, die heiß begehrt sind. Die Reihenfolge der Startnummern wird zuvor festgelegt. Der Reiter darf nur schlagen, wenn sich das Pferd im Galopp befindet. Wer als erster in die Bahn fällt, ist Sandkönig und erhält einen Strohkranz.
Ist der Boden aus der Tonne gefallen, geht es an die seitlichen Stäben. Übrig bleibt irgendwann immer ein hölzernes Kreuz. Mit etwas Geschick und einer glücklichen Hand kann jeder Reiter das letzte Stück der Tonne zerschlagen. Dann werden die neuen Könige gekürt. Der neue Tonnenkönig erhält von seinem Vorgänger die inzwischen gut bestückte Ordensweste und darf als erster einen Preis auswählen. Nach der Pause folgt das Ausreiten aus der Bahn und die Verabschiedung. Mit einem zünftigen Reiterball am Abend findet der Tag stets einen gelungenen Abschluss.
Früher endete das eigentliche Fest beim Königshause, wo die Mitstreiter aufs neue bewirtet wurden. Im Jahre 1928 verlegte der Tonnenbund seine Hauptveranstaltung von Pfingsten in die Hochsaison. Schon damals trugen die Reiter blauweiße Mützen und Schärpen, ein weißes Oberhemd, dunkle Hose und Stiefel. Der Hauptmann ritt mit schwarzer Weste und Zylinder.
Bis in die Dreißiger Jahre war "Mührckes Hotel" das Vereinslokal. Sämtliche Veranstaltungen fanden hier statt. Der Wirt war selbstverständlich auch Mitglied und entsprechend seines Berufes immer an der Ausführung der alljährlichen Feste interessiert.
In der gesamten Umgebung erfreuten sich diese Volksfeste großer Beliebtheit. Die Dampfer der Boddenstädte unternahmen an diesen Tagen zahlreiche Extrafahrten.
Nach der Einstellung des Festes 1935 formierte sich erst im Jahre 1954 ein neuer Verein. Dieser behauptete sich trotz vieler Schwierigkeiten bis Anfang der 70er Jahre.
Am
1. Dezember 1984 gründete sich dann der Verein neu. Dem Wunsch vieler
Prerower entsprechend gab es im Sommer darauf endlich wieder eine
Veranstaltung. Diese wird seitdem ohne Unterbrechung durchführt und
findet immer am letzten Juliwochenende statt.
Heute zählt der "Reitertonnenbund Prerow e. V." etwa 80 aktive und 10 Ehrenmitglieder.
Einer großen Beliebtheit erfreut sich das Tonnenabschlagen für die Kinder, welches neben der Reitbahn zu Fuß durchgeführt wird. Hier kann jeder mitmachen, kleine Tonnenknüppel liegen immer ausreichend bereit.
Die Durchführung des Festes in dieser Größenordnung wäre ohne die Unterstützung vieler Sponsoren undenkbar. Als Dankeschön dafür führt der Verein ein Frühlings- und ein Herbstvergnügen durch. Letzteres findet seit einigen Jahren in Form einer Hubertusjagd statt.
DieTonnenkönige, Stäbenkönige, Bodenkönige und deren Orden von 1888 bis in die heutige Zeit.