Bereits seit seinem 10. Lebensjahr, das war 1932, baute Fritz Konow (Friedrich Wilhelm Konow) aus Ahrenshoop Buddelschiffe. Und diese Faszination ließ ihn bis zu seinem Tode nicht los. Mit großer Liebe und Geduld fertigte er mit seinen geschickten Händen Buddelschiffe nach historischem Vorbild. Als Vorlage diente ihm eine umfangreiche Sammlung alter Baupläne, Fotos und Kapitänsbilder.
Fritz Konow stammte aus einer alten Seefahrerfamilie. Schon als kleiner Junge bewunderte er die Buddelschiffe, die in den Fenstern der Ahrenshooper und Althäger Häuser standen. Seeleute hatten sie von ihren Reisen mitgebracht. So etwas wollte er auch können! Mit viel Freude und Ausdauer erlernte er dieses Handwerk bei seinem Vater. Sein erstes Schiff war eine Schonerbrigg. Die Kniffe, die ihm noch fehlten, brachte ihm ein Buddelschiffspezialist bei, ein Seemann, der auf dem Zeesenboot seines Vaters arbeitete und vorher als Segelmacher zur See fuhr.
Auf dem Zeesenboot seines Vaters groß geworden wollte auch er, wie seine Vorfahren, zur See fahren. Auf drängen seines Vaters absolvierte er jedoch erst eine Ausbildung zum Tischler, bei dem Tischler "Clauser" in Ribnitz. Nach dem Krieg kam ihm diese Ausbildung zu Gute, denn aufgrund einer Kriegsverletzung konnte er seinen Beruf eine Zeit lang nicht ausüben. So besserte er das knappe Einkommen mit dem Fertigen von Buddelschiffen und Kinderspielzeug auf. Als er wieder als Tischler arbeiten konnte, wurde es zur liebgewordenen Nebenbeschäftigung - bis ins hohe Alter.
Er arbeitete sie nach Originalen Fischländer Segelschiffe und Fischereisegler. Über 1000 Schiffen hat er den Weg in den Flaschenbauch gebahnt. Seine Werke sind Zeesenboote, Briggs mit 2 Masten und Rahen (Querstangen) betakelt und Barks mit 3-5 Masten. Besonders viel Zeit steckte Fritz in geschichtlich interessante Schiffe. Kaum vorstellbar, aber je 200 Stunden Fleißarbeit brauchten der Fünfmaster "Preußen" und "Potosi". Die beiden Großsegler befuhren vor dem ersten Weltkrieg die Ozeane. Sie wurden zerstört.
40 - 60 Arbeitstunden gingen für ein solches Kunstwerk drauf. Da hieß es früh um 7 Uhr aus den Federn, Ärmel hochkrämpeln und loslegen. Zwei Stunden Mittagsruhe und dann wieder mit voller Kraft weiter, bis zum Abend. Betrachtet man die kleinen Kunstwerke und deren Preise, so kam ein Stundenlohn von 1 DM heraus, heute 50 Cent.
Übrigens 2002 hatte die Tradition des Buddelschiffbaus in der Familie Konow ihr 100jähriges Bestehen.
Niemand weiß, wann die ersten Buddelschiffe entstanden sind und wer die Idee dazu hatte. Gewiss ist aber, dass die Herstellung von Buddelschiffen zur Tradition der Seeleute wurde. Für die Seeleute kamen Tage und Wochen an denen es nichts zu tun gab. Es war die Zeit, in der kein oder nur wenig Wind wehte und dementsprechend wenig Segelmanöver ausgeführt werden mussten. Sie beschäftigten sich nun mit handwerklichen Arbeiten, so auch mit dem Bau von dem sogenannten "Buddelschipp" (so nannten es die Seeleute). Sie wurden fast immer aus Materialabfällen gebastelt, die man an Bord nicht mehr benötigte. In der nächsten Hafenstadt wurden die mit Schiffen gefüllten Buddeln umgetauscht, gegen volle Buddeln oder sie brachten sie mit nach Hause.
Begonnen wird mit einer Zeichnung, mit allen Maßen. Die Maße des
Schiffes richten sich dabei nach der Größe der Flasche, in deren Bauch
das Schiff seinen Platz finden soll. Weiter geht es mit der Herstellung
des Schiffes. Es nimmt die meiste Zeit in Anspruch.
"Alles was ich dazu brauche wächst in meinem Garten und den
Rest (Taschenmesser, Sandpapier, Drähte, Nadel und Faden aus Mutter's
Nähkästchen, Spatel, Kitt, Korken) findet man in jedem Haushalt!", sagt
Fritz Konow.
Aus weichem Holz, wie Haselnuss oder Weide, wird der Rumpf
geschnitzt. Die Masten werden aus Haselnuss (das Holz bricht nicht so
schnell) oder Birke gefertigt und als Rundhölzer auf die richtige Stärke
gebracht.
Mit einem feinen Bohrer erhalten Maste und Rumpf Löcher
für die aus Nähgarn hergestellte Takelage. Hier ist viel Feingefühl
gefragt, denn die kleinsten Löcher haben einen Durchmesser von nur 0,6
mm.
Damit sich die Masten beim Einbringen in die Flasche
umlegen lassen, werden u-förmig gebogene Drähte als Scharniere
verwendet. Die Rahen werden mit Fäden nur lose angehängt.
Bei größeren Schiffen, z.B. 3-Mastern, werden schon mal 25 m Nähgarn verarbeitet.
Die Segel, heute aus Papier zugeschnitten, wurden früher
aus Hanf oder Baumwolle gefertigt. Nachdem alles gut vernäht ist, werden
alle Fäden gestrafft. Das Schiff steht nun bereit zur Fahrt in den
Flaschenbauch.
Mit am Schwierigsten ist es, die richtigen Flaschen zu bekommen. Ganz wichtig ist die Qualität der Flasche, denn nicht jede Flasche ist eine Buddelschiffflasche. Von 10 Flaschen sind meist nur 5 zu gebrauchen. Die Flaschen müssen klar sein und dürfen keine Blasen und Streifen aufweisen. Auch auf die Größe der Flasche muss geachtet werden. Ist sie zu klein, lassen sich die Masten nicht aufrichten. Um das Schiff zu retten, muss dann die Flasche zerschlagen werden.
Auch
die Flasche muss vorbereitet werden. Das Etikett muss entfernt, die
Flasche gesäubert werden. Schließlich kommt sie zum Austrocknen auf die
Heizung.
Nachdem der Kitt mit Abtönpaste zu einer blau-grünen Masse verknetet wurde, wird er mit einem langen Spatel im Flaschenbauch aufgetragen. So wird das Wasser imitiert. "Die Leute denken es ist Knete. Aber Knete geht nicht, weil sie nicht hart wird."
Gewissenhaft muss jetzt das Schiff zusammengeklappt werden. Es
soll sich schließlich in der Flasche wieder aufrichten lassen.
Besonders auf die Fäden muss geachtet werden, dass sie sich nicht verhaken.
Danach wird das Schiff vorsichtig durch den Flaschenhals in das Innere geschoben und auf dem "Wasser" ausgerichtet. Einmal in der Flasche - bekommt man es nicht wieder heraus. Um das Schiff zu retten, muss die Flasche zerschlagen werden. Aber das ist bei Fritz Konow selten der Fall.
denn wenn die Masten nicht zu hoch sind, kann die Takelage mit einem langen Draht und durch Ziehen an den Fäden sachte aufgerichtet werden. Damit er beim Auf- und Ausrichten der Takelage nicht durcheinanderkommt und womöglich die Fäden verheddern, benutzt Fritz Konow unterschiedlich farbige Fäden. Es dauerte eine Weile bis alle Segel ausgerichtet sind, die Fäden gestrafft und im Kitt versteckt sind. Überschüssige Fäden werden abgeschnitten, sie können auch mit einem glühenden Draht abgebrannt werden.
Nun muss die Flasche noch eine Weile (ca. 4 Wochen) offen stehen bleiben, damit die Feuchtigkeit entweicht. Ansonsten würde die Flasche beschlagen und die Fäden verschimmeln. Zuletzt wird die Flasche mit einem Korken verschlossen und verplombt. Fertig!