Region: OstseeMecklenburg-VorpommernFischland-Darß-ZingstOstseebad Wustrow

Seefahrtschule Wustrow

Eine Rückschau auf die Ausbildung von Schiffsoffizieren und Kapitänen

Quelle und Freigabe: Dr. Manfred Hessel, Ostseebad Wustrow

10.11.1846

  • die erste staatliche Navigationsschule Mecklenburgs wurde in Wustrow eröffnet, Ehrengäste aus Wustrow und dem Umland wohnten der Feierlichkeit bei
  • 19 Schüler hatten sich eingeschrieben
  • der preußische Navigationslehrer Ernst Friedrich Schütz war ihr erster Direktor

1847-1849

  • drei Jahre dauerte es, bis das Gebäude auf der Position 54° und 20 Minuten Nord und 12° und 24 Minuten Ost auf dem Stegberg errichtet war
  • die Kosten betrugen 11410 Taler, einschließlich der Anschaffung neuer Instrumente

1871

  • die Prüflinge erhielten erstmalig zentral gestellte Aufgaben, erarbeitet von der Reichsregierung

1880

  • die Navigationsschule bekam einen neuen Direktor, Herr Carl Kurtzwig übernahm die Leitung

1871-1880

  • 598 Schüler erwarben Patente für Schiffer, Kapitäne und Steuerleute
  • von 1891 bis zu Jahrhundertwende absolvierten lediglich 349 Schüler erfolgreich die Wustrower Navigationsschule

1896

  • 100 Gäste nahmen an der Feier zum 50-jährigen Jubiläum teil, allerdings litt die Bildungsstätte unter Geldknappheit
  • die anderen Navigationsschulen erwuchsen zur ernsten Konkurrenz, denn Schifffahrt und Hafenumschlag in der Nordsee nahmen an Bedeutung zu

1899

  • Julius Reimer wurde zum Direktor der Navigationsschule ernannt
  • die Anzahl der Lehrer erhöhte sich von drei auf fünf
  • auf seine Initiative fanden neue Fächer wie Gesundheits- und Handelslehre Einzug in den Lehrplan

1911

  • die Navigationsschule wurde unter die Leitung von Heinrich Fretwurst gestellt
  • sie durchlebte ihre bis dahin schwierigste Zeit
  • es gelang Fretwurst trotzdem, in den Jahren 1914 – 1916 anzubauen, ein Kartensaal, ein Funk- und ein Prüfungszimmer entstanden

1916-1917

  • ein Turm wurde gemauert, der es ermöglichte, astronomische Navigation praxisnaher zu unterrichten

1916

  • die Großherzogliche Mecklenburgische Navigationsschule wurde in Seefahrtschule Wustrow umbenannt
  • die Änderung des Namens erfolgte per Erlass der Reichsregierung
  • es ging ein entsprechender Antrag kaisertreuer Navigationslehrer aus Bremen dem voraus

28.11.1923

  • in einem Schreiben des Finanzministeriums der Schweriner Landesregierung wurde mitgeteilt, dass die Seefahrtschule im kommenden Jahr auslaufen sollte
  • die Gemeindevertretung Wustrows befürchtete negative Auswirkungen und sicherte Unterstützung zu
  • die Lehrkräfte sahen die Rettung ihrer Schule in einer Vervollständigung und Modernisierung ihrer Lehrmittel, sie bauten selbst ein gut funktionierendes Planetarium und trieben eine Kreiselkompassanlage bzw. einen Funkpeiler auf

1925-1926

  • die Seefahrtschule wurde an die öffentliche Energieversorgung angeschlossen

1931

  • Diplomingenieur Paul Keding wurde zum Direktor der Seefahrtschule berufen
  • in den folgenden Jahren erhielten 25 - 30 Absolventen jährlich ein Steuermann- bzw. Kapitänspatent

1933

  • die Machtübernahme durch die Nationalsozialisten brachte weitreichende Veränderungen für die Seefahrtschule, nicht nur dadurch, dass sie in Reichsseefahrtschule umbenannt wurde
  • Bewerber mussten ab 1938 einen „Ariernachweis“ erbringen

1943

  • die ausgebombte Bremer Seefahrtschule wurde vorübergehend der Wustrower angegliedert, lediglich die Ausbildung zum Steuermann war noch möglich
  • 8 Schüler nahmen an einem entsprechenden Lehrgang teil

1944

  • letztmalig wurden Prüfungen abgehalten
  • die Bilanz wies 2688 bestandene Prüfungen zum Steuermann auf und 1806 Schüler machten das Schiffer (Kapitäns)examen in ihrer fast 100-jährigen Geschichte

1945-1946

  • als eine Folge des 2. Weltkrieges kam es zur Schließung des Wustrower Seefahrtschule
  • man brachte dort zeitweilig eine sowjetische Marineeinheit unter
  • traditionsbewusste Bürger des Ortes und aus der Umgebung gründeten einen Ausschuss, der sich den Erhalt und die Wiedereröffnung der Seefahrtschule zum Ziel setzte
  • besonders setzte sich ihr Leiter Studienrat Walter Steinfatt für die Sicherung von Lehrmaterialien und Dokumenten ein, die Einrichtung sollte erhalten werden und Prüfungen für Kleinstpatente der Fischerei wurden bereits wieder abgenommen

06.05.1949

  • die Seefahrtschule wurde mit Heinz Krüger als ihrem Schulleiter wieder eröffnet
  • die Zielsetzung in jenen Jahren wurde in der Devise „Jeder Seemann ist ein Garant für den Frieden“ artikuliert
  • bereits im November hatten 21 Kapitäne der kleinen Hochseefischerei bzw. Seemaschinisten ihre Ausbildung erfolgreich abgeschlossen
  • die Arbeit wurde von vier hauptamtlichen Lehrkräften in drei Räumen geleistet

1950

  • die Kapitäne Homburg, Schickedanz und Rose sowie der Studienrat Steinfatt erstellten einen völlig neuen Lehrplan für die Ausbildung von „Schiffsoffizieren und Kapitänen auf Großer Fahrt“
  • ihr Bedarf erhöhte sich, als die damalige Regierung der DDR den Aufbau einer eigenen Handels- und Fischereiflotte beschloss

1951

  • mit der Ausbildung von Seefunkoffizieren gab es einen weiteren Studiengang in Wustrow

01.07.1952

  • die Deutsche Seereederei mit Sitz in Rostock wurde gegründet, eine Institution als Partner beim Einsatz der Absolventen der Seefahrtschule

1953

  • neuer Direktor der Schule wurde G. Schirdewahn

1954

  • der Grundriss der Seefahrtschule wurde 1951 - 1954 durch den Anbau eines Ostflügels erweitert, es entstanden ein Wirtschaftsgebäude, ein Speisesaal, vier Klassenräume und 10 Wohnungen
  • im Ostflügel wurde ein Internat für 200 Schüler untergebracht
  • trotzdem waren nicht mehr alle Abschlüsse in Wustrow möglich, die Ausbildung von Seemaschinisten- und Schiffsingenieuren wurde an die Ingenieursschule für Schiffbautechnik in Warnemünde ausgegliedert

1960 -1964

  • weitere Um- und Anbauten erfolgten, es entstanden ein Gebäude mit 17 Lehrkabinetten, der Turm mit dem Planetarium und eine große Bibliothek
  • in dem alten Gebäudeteil fanden Verwaltung- und Internatseinrichtungen ihren Platz

1965

  • erneut wurden aus Platzmangel Schüler an die Ausbildungsstätte für Schiffstechnik in Warnemünde verwiesen, es betraf die zukünftigen nautischen Offiziere und die Kapitäne der Hochseefischerei

1966

  • der Kapitän H: Ebeling übernahm die Leitung der Seefahrtschule

1966-1969

  • ein großes Vorhaben wurde zunächst mit intensiven Beratungen eingeleitet, die Seefahrtschule sollte in eine maritime Hochschule umgewandelt werden

01.09.1969

  • mit der Berufung von Prof. Dr. Hermann Schneider zum Rektor wurde die Umwandlung zur Hochschule begonnen
  • gleichzeitig gab es eine Zusammenlegung der Wustrower und der Warnemünder Ausbildungsstätte
  • aus beiden Einrichtungen ging die Ingenieurhochschule für Seefahrt Warnemünde / Wustrow hervor mit den neu gegründeten Sektionen Schiffsführung, Schiffsbetriebstechnik und Schiffbautechnologie, Wustrow nahm die Studenten des 1. Studienjahres auf
  • erstmalig im deutschsprachigen Raum bildete eine Hochschule zivile Schiffsoffiziere und Kapitäne aus

1970

  • die Berufung eines gesellschaftlichen Rates erfolgte, eine weitere Sektion – die Grundlagenausbildung, entstand

1972

  • in allen Sektionen wurden Wissenschaftsbereiche gebildet, somit konnte der akademische Titel Dipl.- Ing. verliehen werden
  • Prof. Dr. sc. E. Moeck war nun Rektor der Ingenieurhochschule

1974

  • für Kapitäne und Schiffsoffiziere führte man Weiterbildungskurse ein

1984

  • die Ingenieurhochschule für Seefahrt wurden die Promotionsrechte A und B zuerkannt
  • es wurde jetzt möglich, den Titel Dr.-Ing für die Schiffsführung, Schiffstechnik bzw. die Schiffbautechnologie zu verleihen und mit dem Promotionsrecht B den Titel Dr. habil. tech. zu vergeben

1986

  • die Sektion Seewirtschaft kam hinzu
  • insgesamt konnte die IHS zu diesem Zeitpunkt 1250 Direktstudenten immatrikulieren
  • 480 wissenschaftliche und technische Mitarbeiter kümmerten sich um ihre Ausbildung

1987

  • die Hochschule wurde um das Direktorat Wissenschaftlicher Gerätebau erweitert

1989

  • die Hochschule für Seefahrt wurde gegründet

1990

  • die Hochschule für Seefahrt wurde aufgelöst und formal-rechtlich von der Universität Rostock übernommen
  • die DDR existierte nicht mehr und die maritime Ausbildung, wie sie einst erfolgte, endete
  • immatrikulierte Studenten durften an der Fachhochschule Wismar, im Fachbereich Seefahrt ihren Studiengang abschließen

1992

  • ein Brand in den Gebäuden der Sektion Grundlagen in der Hochschule Wustrow beschädigte Kellerräume
  • durch den persönlichen Einsatz aller Mitarbeiter konnte das Grundlagenstudium für die Studenten des letzten Jahrganges an dieser Bildungsstätte vollendet werden
  • das Ende des Sommersemesters 1992 bedeutete unwiederbringlich die Schließung dieser traditionsreichen Ausbildungsstätte
  • 95 Mitarbeiter wurden arbeitslos

    Was blieb, waren Trauer und Verzweiflung bei den Mitarbeitern, die in dem Hissen von schwarzen Fahnen auf dem Turm der Seefahrtschule zum Ausdruck gebracht wurden. Eine sehr anschauliche Art, gegen den empfundenen Verlust zu protestieren.

Übersicht über die Anzahl der Absolventen an der staatlichen maritimen Bildungsstätte Wustrow

1846 - 1945

  • 4494 Absolventen mit nautischem Patent
  • davon 2688 Patente mit A5 Steuermann auf großer Fahrt
  • 1806 Patente mit A6 Kapitän auf großer Fahrt

1946 - 1969

  • 3930 Absolventen mit den Patenten A, B, C oder F
  • davon 597 Patente A6 Kapitän auf großer Fahrt
  • 356Patente B66 Kapitän auf großer Hochseefischerei

1969 - 1989

  • 4950 Absolventen mit einem Schiffspatent

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Publikation - Gedenkschrift zur Einhundertfünfzigjahrfeier der Seefahrtschule Wustrow

Detaillierte Informationen zur Seefahrtschule Wustrow finden Sie in der:

Sonderpublikation der Schifffahrtsgeschichtlichen Gesellschaft OSTSEE e. V. in Zusammenarbeit mit dem Maritimen und Heimatverein Wustrow e. V.

Gedenkschrift
zur
Einhundertfünfzigjahrfeier
der Seefahrtschule Wustrow
1846 – 1996

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